Bepflanzung

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Muss ein Vogelspinnenterrarium bepflanz werden?

Ein Vogelspinnen-Terrarium muss nicht zwangsläufig bepflanzt werden. Bei den meisten Tieren ist aber eine Bepflanzung problemlos möglich und nützlich. Ausnahme sind Arten, die für ihre großen, ausgiebigen Gespinste bekannt sind und dazu neigen mittel- bis langfristig ihr ganzes Terra einzuspinnen. Hier verlieren die Pflanzen oft irgendwann den Kampf um Licht und Luft. Einzelne Tiere könnten auch eure „grünen Bemühungen“ nicht zu würdigen wissen oder völlig andere gärtnerische Vorstellungen haben. So kann es vorkommen, dass Pflanzen ausgegraben und mit den Blättern kopfüber wieder eingesetzt werden. Die oben herausschauenden Wurzelballen sind aber auch nicht wirklich undekorativ. Das hat schon was, zumindest eine sehr besondere Note. – Es liegt eben alles im Auge des Betrachters und ist reine Geschmackssache! Andere Grünmuffel betätigen sich mit ihren Chilceren als Rasenmäher und betreiben exzessive Grünrodung und Kahlschlag. In den gerade genannten Fällen hat man eben Pech gehabt, aber solche Achtbeiner sind, zumindest nach meiner Erfahrung, Ausnahmen.

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B. albopilosum beerdigt eine Pflanze beim Hölenausbau

Entschließt man sich für eine Bepflanzung, hat dies Vor- und Nachteile. Wobei es auf der Negativseite eigentlich nur einen wirklich gewichtigen Grund gibt, es nicht zu tun. Nämlich dass der Pflegeaufwand, der sonst in der VS-Haltung gegenüber anderen Tierarten unschlagbar minimal ist, mit einer Bepflanzung nicht unwesentlich zunimmt. Der gesteigerte Aufwand besteht aber nur in der Pflege der Pflanzen. Die Spinnen machen deshalb nicht mehr oder weniger Arbeit. Regelmäßig müssen Pflanzen gegossen und bei Bedarf zurückgeschnitten werden. Eine Beleuchtung des Terrariums wird mit der Bepflanzung obligatorisch, was aber eine Zeitschaltuhr zuverlässig übernimmt. Trotzdem ist es alles in allem nicht mehr ganz so einfach, einmal für eine Woche in Urlaub zu fahren, ohne sich über die Versorgung der Terrarien Gedanken zu machen. Auch muss die Auswahl der verwendeten Leuchtmittel auf ein gesundes Wachstum der Pflanzen ausgerichtet werden. Die Beleuchtungsdauer mit Pflanzenlicht sollte im Idealfall 10 Stunden nicht unterscheiten. Dies verursacht Energiekosten, aber man löst hiermit auch gleich die Frage der Terrarienbeheizung.

Vorteile einer Bepflanzung

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Welche Vorteile bringt also eine Bepflanzung? – Der dekorative Effekt liegt natürlich auf der Hand. Das liebevolle Dekorieren von Terrarien, besonders auch mit echten Pflanzen, macht für viele Terrarianer einen großen Teil der Freude zu diesem Hobby aus. Ist man kein Ästhetikfan empfiehlt sich aus Gründen der Verbesserung des Innenklimas ebenso der Einsatz von echten Pflanzen. Pflanzenwurzeln ziehen die Feuchtigkeit des Bodens lokal zusammen und schaffen sich ebenso Feuchtigkeitsreservoirs. Sie nehmen ihr benötigtes Wasser aus der Erde auf und verhindern damit Staunässe, Fäulnis und Schimmel. Überschüssiges Wasser geben sie wieder über die Blätter ab und heben damit dauerhaft die Luftfeuchtigkeit im Terrarium an. Gerade in Terrarien für Arten, die in sehr feuchten subtropischen Habitaten vorkommen, sind sie eine große Hilfe. Ohne Pflanzen kommt es durch die hohe Boden- und Luftfeuchtigkeit sehr schnell zur der erwähnten Schimmel- und Fäulnisbildung oder man muss auf unnatürliche, künstliche Substrate zurückgreifen.

Kunstpflanzen

Kunstpflanzen haben hingegen keinen klimatischen Nutzen, außer dass sie beim Besprühen des Terrariums durch den Effekt der Oberflächenvergrößerung zusätzlichen Sprühnebel aufnehmen. Besprühen hebt aber vergleichsweise nur sehr kurzzeitig die Luftfeuchtigkeit im Behältnis, wenn auch sofort und in rapidem Maße. Der Effekt der Kunstpflanzen durch mehr Oberfläche ist meiner Meinung nach für die Luftfeuchtigkeit nicht wirklich wesentlich und vernachlässigbar, obwohl mancher Zoofachhändler diesen zum Kauf von Kunstpflanzen ins Feld führt.

Nützlinge im feuchteren Terrarien

Mit dem Einsatz von Pflanzen empfiehlt sich – besonders bei halbfeuchten und feuchten Terrarien – der gleichzeitige Einsatz von tropischen weißen Asseln oder Springschwänzen. Sie sind eine Gesundheitspolizei im Terrarium, entfernen abgestorbenes Pflanzenmaterial und fressen sogar Schimmel. Sollten einmal von unseren Spinnen übrig gelassene Reste einer Mahlzeit im Terrarium verbleiben, werden auch diese zuverlässig vertilgt. Für unsere Spinnen geht von diesen Tieren keinerlei Gefahr aus. Der Zoofachhandel bietet uns diese Nützlinge an und wir sollten nicht darauf verzichten. Eine Gefahr für unsere Wohnung geht von diesen Tierchen nicht aus. Sie sind auf die Wärme und den feuchten Bodengrund in unserem Terrarium angewiesen und überleben einen Aufenthalt außerhalb nur für kürzeste Zeit.

Bepflanzen von Baum- und Bodenterrarien

VS-Terrarien für Baumbewohner, wenn sie nicht zu der Kategorie gehören, die alles zu- und einspinnen, können sehr ausgiebig bepflanzt werden. Gerade viele baumbewohnende Arten benötigen eine vergleichsweise sehr hohe Luftfeuchtigkeit von 70-80% oder mehr.

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Bei vielen Bodenbewohnern hingegen reicht bei gängiger Größe des Terrariums teilweise das Einbringen einer Pflanze oder eine lokal angebrachte Pflanzenart. Bodenbewohner lieben harten Untergrund und nutzen gerne offene Stellen außerhalb ihrer Verstecke oder unterirdischen Wohnbereichen zum Sonnenbaden oder Lauern mit Rundumblick. Ein überwucherter Terrarienboden liegt ihnen deshalb gar nicht. Weniger ist deshalb für das Wohlbefinden der Tiere wesentlich mehr! Niedrige und etwas weitausgelegte hart- und breitblättrige Pflanzen genießen in der Regel die beste Akzeptanz bei den Bodenspinnen. Sie werden auch gerne einmal zum Sonnenbad erklettert und die Absturz- sowie Verletzungsgefahr ist bei solchen Pflanzen gering.

Wenn man eine grabende Art hält, wird der Boden zum Verfestigen gerne mit einem Zusatz an Lehm oder Lehmpulver oder sonstigem härtenden Substrat versehen. Hier lege ich beim Modellieren des Bodengrundes (siehe „der richtige Bodengrund“) gerne Pflanzkuhlen an. Ich lasse hierzu ein ausreichend großes Pflanzloch bis hinunter zum Terrarienboden. Dort hinein kommt dann nach der Trocknung des Bodengrundes das Wurzelwerk der Pflanze zusammen mit geeigneter lockerer Blumenerde (evtl. noch etwas Sand zumischen). Ich achte darauf, das Pflanzloch nicht komplett eben mit Blumenerde aufzufüllen, sondern 1-2 cm unter der härteren Bodenoberfläche zu bleiben. So erhalte ich einen kleine Gießmulde bzw. Kuhle, in der meine Pflanze steht. Diese Mulde lässt sich wunderbar zum Gießen mit Wasser füllen, welches dann schnell tief nach unten abgeführt wird. Die umgebende harte Bodenoberfläche bleibt dabei trocken. Man erhält so eine lokale feuchte Stelle mit Pflanze, welche die Luftfeuchtigkeit dauerhaft gut anhebt. In solchen Mulden gedeihen auch Pflanzen in einem trockeneren Terrarium, die es etwas feuchter mögen und somit regelmäßig gegossen werden können. Der Effekt eines warmen, trockenen Bodens mit trotzdem erhöhter Luftfeuchtigkeit in der Umgebung lässt sich damit sehr gut herstellen, obwohl beides normalerweise sonst schwer kombinierbar ist.

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Welche Pflanzenarten eignen sich?

Sehr akribische Terrariengestalter verwenden zur Bepflanzung tatsächlich nur Pflanzen, die in den natürlichen Habitaten der Tiere vorkommen. Dies ist natürlich maximal authentisch und verdient einer Würdigung. Insbesondere da die Beschaffung solcher Pflanzen aufwendig und oft nicht billig ist. Meist sind aber die Besitzer die Einzigen, denen dieser Authentizismus bewusst ist. Den Spinnen ist es egal und den meisten Betrachtern fällt es sicher nicht auf. Der normale Besucher weiß meist ja nicht einmal, was für eine Spinne da sitzt. Trotzdem: Wer dies so praktiziert, macht schon das Hobby zur eigenen Berufung.

Ich mache es nicht so! Was passt, gut aussieht und gerade zu bekommen ist, kommt rein. Für VS-Terrarien benötigt man möglichst kleinwüchsige, wärmeliebende Pflanzen, deren Ursprünge meist auf der Südhalbkugel unseres Globusses liegen. Im Internet vertreiben bereits einige Händler und Gärtnereien speziell Terrarienpflanzen. Diese Anbieter solltet ihr recht schnell über eine Suchmaschine ausmachen können. Ein Preisvergleich lohnt sich hierbei aber durchaus, denn billig sind die Angebote dort in der Regel nicht. Hat man sich aber einmal nur ein wenig in der Welt der Botanik eingefunden, wird man auch als Laie die eine oder andere Pflanze zufällig beim Besuch im Bau- und Pflanzenmarkt oder beim Discounter wiedererkennen. Hier bekommt ihr diese dann zu vergleichbaren Spottpreisen hinterher geworfen. Es ist ratsam, solche Pflanzen vor dem Einsetzen in das Terrarium mit leicht handwarmem Wasser abzubrausen, um eventuelle Spritz- und Pflanzenschutzmittel zu entfernen. Dies rate ich euch aber bei jeder Pflanze egal welcher Herkunft, es sei denn, ihr habt sie selbst als Ableger gezogen.

Hier eines meiner trockeneren Terrarien

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Hier ein Beispiel für ein feuchteres Biotop

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Kurz gebe ich hier noch namentliche Beispiele für klassische Pflanzen, die gut in die aufgeführten Terrarientypen gepflanzt werden können. Die Pflegeanleitungen oder Fotos entnehmt ihr bitte entsprechenden Seiten hier im Net.

Trocken:

Crassula,Lithops, Monanthes polyphylla, Fockea edulis, Pleiospilos, Aloe, viele Agavenarten ohne Stacheln, alle Sukkulenten, viele Sansevieria Arten (Gößenwachstum beachten), Sinocrassula, Ledebouria socialis

Halbfeucht/feucht:

Epipremnum, Chlorophytum, Chirita, Pilea Arten, Nephrolepis, Epipremnum, Peperomias, Dracaena, Fittonia verschaffeltii, Begonia, Pellionia, Ficus pumila, Juncus, Pteris, Scindapsus, Soleirolia, Moose