Der richtige Bodengrund

 

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Welchen Bodengrund verwendet man in Vogelspinnenterrariern?

Welchen Bodengrund man in Vogelspinnenterrarien am besten verwendet, ist ein sehr kontroverses Thema. Mir fällt dabei immer der Vergleich zu Hundebesitzern ein, die über die beste Fütterung von ihren Vierbeinern streiten. Frage zehn Hundebesitzer nach dem besten Futtermittel für einen Hund und du erhältst in der Regel zehn verschiedene Meinungen. Allgemein einig ist man sich bei VS-Haltern darüber, dass in ein VS-Terrarium auf jeden Fall Erde gehört. Wobei der Zoofachhandel einem auch gerne mal Kokoshumus als grabfähiges Substrat anbietet. Hobbyspinnenhalter, die diese Streu aus geschredderten Kokosnussschalen ideal finden, kenne ich persönlich nicht, es gibt aber sicher welche. Wie die Tiere in diesem Substrat eine stabile Höhle anlegen sollen, wird mir zumindest ein ewiges Rätsel bleiben. Bereits erwähnt habe ich auch schon an anderer Stelle, dass Spinnen einen festen Untergrund lieben und Kokoshumus weist diesen nicht auf. Als Neuling in der Spinnenhaltung bekam ich dieses Zeug zusammen mit einem Terra angedreht. Ich entsorgte das Substrat bald, nachdem mein Tier dauerhaft an der Scheibe klebte und den Boden mied wie der Teufel das Weihwasser. Anschließend ließ ich mir Spezial-Vogelspinnenerde aus dem Fachhandel aufschwatzen. Die keimfrei gemachte Erde war sehr anfällig für Schimmelbildung und hatte bei mir im Gebrauch eine ebenso recht geringe Lebensdauer. Es gab noch ein kurzes Intermezzo mit einer vom Zoofachhändler selbst hergestellten Mischung. Angeblich ultimativ die perfekte Erde für meine Spinne. – Ultimativ war anschließend nur das extra Plus einer Trauermückenplage.

Im Internet erhielt ich von allen Seiten die Empfehlung keine Erde zu kaufen, sondern vorzugsweise Maulwurfshügelerde oder Walderde aus Mutter Natur zu verwenden. Mein Bedenken dabei war, mir mit der Erde Parasiten, Keime, Pilze oder Sonstiges einzufangen. Nach langem hin und her habe ich mich dennoch entschlossen es auszuprobieren. Mein persönliches Urteil: viel besser – aber für mich letztendlich nicht zufriedenstellend genug. Walderde hat perfekte mikrobiologische Eigenschaften wurde mir versichert, hurra! … Jo, ganz besonders für den deutschen Wald(!), dem stimme ich unbedingt zu. Nicht aber zwangsläufig für ein warmes, trockenes oder sehr feuchtes Terrarienklima. Anders lautende Erfahrungen möchte ich aber nicht in Frage stellen, dafür habe ich nicht lang genug damit experimentiert. Maulwürfe werfen den unterirdischen Erdaushub ihrer Gänge aus und dies ergibt ihre typischen Maulwurfshügel. Die Erde stammt aus bis ca. einem Meter unter der Oberfläche gelegenen Schichten. Man erhält also absolut durchkompostierte, aufgelockerte Erde. Sie enthält oft einen hohen Lehmanteil, welcher in den Terrarien für grabende VS-Arten die Stabilität der angelegten Röhren wesentlich verbessert. Viele mir bekannte Vogelspinnenhalter schwören darauf. Auch ich machte damit allgemein gute Erfahrungen. Bei mir bekamen aber ein paar der damit gefüllten Terrarien nach kurzer Zeit an der Oberfläche unansehnliche weiße oder gelbe Beläge, die aus dem Reich der Flechten oder Pilze gestammt haben mögen.

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Erde selbst mischen

Mittlerweile mische ich mir meine Erde selbst, was sehr viel Sinn macht, wenn man mehrere Spinnenterrarien mit verschiedenen Arten besitzt. So kann ich die Eigenschaften der Erde mit den Mischungsverhältnissen auf die Ansprüche der einzelnen Tiere anpassen. Man achte aber auf die Qualität der Ausgangsprodukte, mit denen man seinen Mix herstellt. Meine Komponenten kaufe ich beim Gartendealer meines Vertrauens. Nix gammelt oder sprießt mehr in meinen Terrarien. Der Geldaufwand ist vergleichbar minimal, wenn man es mit den Produkten aus dem Zoofachhandel vergleicht. Natürlich teuerer ist dies gegenüber der selbst erbeuteten Erde, die man bei Nacht und Nebel vom Acker geschleppt hat. Der Thrill bei Raubgut ist natürlich ebenfalls ungleich höher.

Gängige Komponente in einem Vogelspinnenterrarium, die ich für sinnvoll erachte, sind: Torf, Blumenerde, Lehm oder Ton, Sand, Rinde mit ätherischen Ölen (Koniferen/Nadelbäume). Alleine verwenden könnte man als Bodengrund Blumenerde und Torf, alle anderen Komponenten halte ich nur in Mischung mit anderen für brauchbar. Auch Torf eignet sich wegen seiner Eigenschaften wesentlich besser zum Mischen als in purer Form. Blumenerde eignet sich alleine recht gut und kann durch festes Andrücken im feuchten Zustand auch für grabende Arten gut komprimiert werden. Bessere Grabstabilität erhält sie jedoch auch durch Zugabe von sehr lehmhaltiger Erde oder Beimischung von Lehm- oder Tonpulver.

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An dieser Stelle wollte ich eigentlich zwei Rezepte für Bodengrundmischungen aus den Komponenten Blumenerde, Torf und Pinienrinde sowie bei Bedarf lehmhaltigen Sand einstellen, die ich seit längerer Zeit erfolgreich verwende. Die Mischung hatte ich mir von einer anderen Homepage abgeschaut. Der Homepage-Betreiber ist ein recht versierter Halter und Züchter. Seine zwei dort angegebenen Mischungen kamen meinen recht nahe. Nun habe ich aber neulich eine Diskussion in einer Facebook-Vogelspinnengruppe mitgelesen. Man könnte auch sagen: Es wurde mal wieder heftig gestritten. – Na ja, die alte Internetkrankheit eben! – Dabei ging es um die Verwendung von Pinienrinde in VS-Terrarien bzw. ganz allgemein um den Gebrauch von Rinde mit ätherischen Ölen (Koniferen / Nadelbäume). Von deren Anwendung wurde von einer der streitenden Parteien stark abgeraten. Solche Rinde hätte nicht nur antibakterielle wie pilzhemmende Eigenschaften, sondern würde ebenso gegen Milben wirken. Da Milben ja bekanntlich Spinnentiere sind, wurde von einer großen und sogar tödlichen Gefahr für unsere Achtbeiner gesprochen. Gerade wegen der Eigenschaften pilzhemmend und antibakteriell zu sein, habe ich bis jetzt Pinienrinde bedenkenlos verwendet. Die Wirkung auf Milben war mir bis jetzt allerdings unbekannt. Auch konnte ich noch keine negativen Auswirkungen auf meine Spinnen beobachten, was zumindest gegen einen negativen Effekt in dem von mir verwendeten Mischungsverhältnis spricht.

In gleicher Weise hält der erwähnte Betreiber der Page, von dem jenes Rezept ursprünglich stammte, seit vielen Jahren Vogelspinnen und züchtet sehr erfolgreich nach. Insbesondere lobt er die Wirkung der Pinienrinde bei der Nachzucht, da es bei ihm so nicht mehr zu Kokonverpilzungen gekommen ist.

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Ein anderes Argument gegen Rinde im Terrarium war die Aussage, sie sei nicht grabfähig und für Vogelspinnen unnatürlich. Nun, da die Rinde die anteilig kleinste Komponente in der Mischung ist und ich sehr fein gemahlene Pinienrinde verwendete, kann ich hinsichtlich dieses Argumentes sagen, dass es bei meiner Mixtur nicht zutreffend gewesen wäre. Sollte man allerdings großstückigen Rindenmulch verwenden und diesen sogar als Hauptkomponente, hätten die Kritiker natürlich Recht. – Meine weiteren Recherchen im Net ergaben, dass tatsächlich Schlangenhalter solche Rinde zur Vorbeugung gegen Milben benutzen. Auch auf einigen Produktbeschreibungen, die ich aufgrund meiner Suche gefunden habe, wird der Rinde eine milbenvorbeugende Wirkung nachgesagt. Ansonsten fand ich nur sehr gegensätzliche Informationen. Viele Spinnenhalter empfehlen und verwenden diese Rinde, andere hingegen warnen davor. Zu einem belegbaren Todesfall bei Vogelspinnen durch deren Gebrauch konnte ich nichts entdecken. Trotzdem habe ich mich entschlossen bei meinen folgenden zwei Rezepturen einfach den Pinienrindenzusatz wegzulassen.

Rezepte

Die Grundmischung besteht somit einfach aus 50% Blumenerde + 50% Torf. Diese Mischung verwende ich für alle Baumbewohner bzw. Tiere, die nicht unter die Erde gehen. Für grabende VS empfehle ich eine Mischung aus 30% Blumenerde + 30% Torf + 40% lehmhaltigen Sand. Da Lehmsandsubstrat, Lehm- oder Tonpulver oft gekauft wird, kommt es aber auf die Eigenschaften des verwendeten Produktes an. Deshalb mischt man in diesem Fall Blumenerde und Torf und gibt das verwendete Substrat oder Pulver nach Produktanweisung hinzu. Bei Blumenerde und Torf müsst ihr euch nicht strikt an meine Vorgaben halten, ich variiere die Verhältnisse auch im gewissen Grad, wenn es mir sinnvoll erscheint.

Einen Satz noch zum Einsatz von Torf im Terrarium. Torf schimmelt nicht und entspricht sehr den natürlichen Ansprüchen der Vogelspinnen. Die Benutzung steht aber hinsichtlich des Umweltaspektes in Kritik. Torf wird aus trockengelegten Mooren gewonnen. Moore sind wertvolle Biotope, die damit nachhaltig zerstört werden. Ich denke, der begrenzte Einsatz im Terrarium als naturidentischer Stoff ist wesentlich legitimer, als dieses wertvolle Naturprodukt zentnerweise als Brennstoff zu verwenden oder übermäßig im Gartenbau einzusetzen. Verhehlen möchte ich aber auch nicht, dass mir die Verwendung trotzdem nicht ganz ohne schlechtes Gewissen gelingt. Deshalb muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er es benutzen möchte oder eben nicht. Wenn nicht, bleibt die immer noch Bioblumenerde plus eventueller Lehmzugabe, was als alleiniger Bodengrund auch gut geeignet ist.

Produktqualität

Beim Kauf meiner Zutaten benutze ich mir bekannte Produkte, deren Qualität ich kenne. Z.B. weiß ich bei der von mir verwendeten Torfmarke, dass diese mir keine Trauermückenplage beschert und trotzdem naturbelassen ist. Bei der Blumenerde benutze ich eine Marke mit Bioqualität für mein gutes Gefühl, obwohl vielfach nachzulesen ist, dass gedüngte Erde noch nie nachweislich einer VS geschadet hat. Nicht dass ich dieser Aussage widersprechen möchte, aber unbelastet ist halt unbelastet. – Wenn ich einen Apfel esse der nicht Bio ist, bringt er mich nicht um (hoffe ich zumindest). Wenn ich aber für einen unbedeutend höheren Betrag einen Bioapfel bekomme, nehme ich diesen. Warum soll ich also bei meinem Terrarien ein paar Cent sparen für ein Produkt, welches darin im Langzeiteinsatz ist? Eine Überlegung von mir ist auch, dass gerade Spiderlinge gerne mal Wasser aus dem Boden aufnehmen. Warum sollen diese eine Dosis Dünger abbekommen, wenn ich es vermeiden kann?

Wie viel Erde benötige ich im Terrarium und wie modelliere ich damit?

Wenn wir nun unsere entsprechende Erde „zubereitet“ haben, geht es an den praktischen Teil. Nicht grabende Arten benötigen keine besonders hohe Füllmenge an Substrat. In der Regel begrenzt dann der unten liegende Türsteg oder ein Lüftungsgitter die normal vorgesehene Einfüllhöhe für Substrate. Man sagt aber allgemein eine Höhe von 5 cm ist für diese ausschließlich oberirdisch lebenden Spinnen ausreichend. In vielen Terrarien ist aber mehr Höhe für den Bodengrund angedacht. Da ich fast alle meine Terrarien bepflanze, nutze ich immer den mir gebotenen Raum für die Erde. 10 cm Bodengrund sollten es für die Pflanzen schon sein. Für kleine grabende Arten sind 10 cm nach gängiger Meinung ebenfalls auch ausreichend. Bei größeren achtbeinigen Baggern können es dann schon mind. 20 cm sein. Nach oben hin sind für „achtbeinige Bagger“ allerdings kaum Grenzen gesetzt bzw. lassen sich diese in gängigen Terrarien gar nicht erreichen. Je mehr Bodengrund, desto besser. Natürlich soll es auch noch eine geräumige und ausreichende überirdische Welt geben. Keinesfalls sollte sich die Spinne beim Verlassen ihres Unterschlupfes den im Prosoma integrierten Kopf am Terrariendeckel anstoßen. 😉

Bei starken Gräbern kann man auch über den Einsatz von sogenannten Haplotanks nachdenken. (s. „Auswahl der Terrarien“) – Baut man Terrarien selbst oder lässt sie bauen ist eh alles nach Wunsch machbar. In handelsübliche Terrarien wird die Einfüllhöhe, wie gesagt, oft durch Steg oder Lüftung begrenzt. Um trotzdem mehr Erde in Standardterrarien einzubringen, schichtet man die Erde vom unteren Steg oder Lüftungsgitter ansteigend nach hinten auf.

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Am besten wird dazu ein Hügel mit Ebenen und Terrassen angelegt. Zu vermeiden ist ein einheitlicher Steilhang mit 45% Gefälle. Modellierkünste sind hierbei sehr von Vorteil! – Verzichtet man auf Ebenen und Terrassen ist es z.B. ein gängiges Problem, dass der Erdaushub, den die Tiere vor ihren Höhleneingang tragen, anschließend die Schräge hinunter rollt. Er verstopft evtl. das Lüftungsgitter oder türmt sich vor der Terrarientüre auf. Beim Öffnen ergießt sich dann ein Erdrutsch in Richtung Fußboden oder verschüttet den Spinnenbesitzer ;). Ein anderes Problem im Steilhang ist das Gießen der Pflanzen. Das Wasser fließt an der Oberfläche nach unten ab und ist dann ebenfalls „sehr entgegenkommend“. Beim Modellieren ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Auch ich habe hier einige Fehler gemacht und kann bei den oben genannten Problemen aus Erfahrung mitreden. Erster Schritt ist die ausgiebige und gründliche Durchmischung der Substrate, die man für den Bodengrund gewählt hat. Dies ist besonders wichtig, wenn Lehm- oder Tonpulver oder Lehmsandprodukte aus dem Fachhandel zugegeben wurden. Dann wässert man das Gemisch, so dass eine feuchte, form- und knetbare aber nicht nasstriefende Masse entsteht. Diese trägt man schichtweise im Terrarium auf, indem man die obere Schicht mit der Hand bzw. dem Handrücken an die untere Schicht fest andrückt. Wenn ihr bepflanzen möchtet, denkt bei einer aushärtenden Mischung (mit Lehm, Ton usw.) daran, Pflanzlöcher zu lassen. In diese könnt ihr dann später das Wurzelwerk eurer Pflanzen zusammen mit geeigneter Pflanzenerde einbringen. Wie lange anschließend der Aushärtungsprozess dauert ist von der Menge des zugegebenen Wassers und natürlich der Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit abhängig. Es dauert aber in der Regel mehrere Tage oder sogar ein/zwei Wochen (manchmal sogar noch länger) bis alles durchgetrocknet ist. Lasst in jedem Fall die Terrarientür offen oder nehmt diese ganz heraus. Besetzen könnt ihr normalerweise das Terrarium, wenn zumindest die Oberfläche nicht mehr feucht ist. Rechtzeitige Planung bevor das Tier ins Haus kommt macht also mehr als Sinn. Muss es aber einmal schneller gehen oder will die Erde gar nicht trocken werden, kann man das Terra auch mit Beleuchtung fahren oder zur Beschleunigung der Trocknung zusätzlich auf eine Terrarienheizmatte stellen. Natürlich ohne Tier! – Aber Vorsicht, zu schnelle oder zu starke Austrocknung bewirkt wiederum, dass sich die Erde stark zusammenzieht und sich seitlich Lücken zwischen Bodengrund und Scheiben bilden. Dann müssen diese Hohlräume wieder mit Erde angefüllt werden. (Mit einem Plastiklineal nach unten schieben funktioniert recht gut). Vorher würde ich die Lücken zu 3/4 unter Wasser setzen und warten, bis die Erde dies aufgesaugt hat, ggf. mehrfach wiederholen.

Anbei hier mal ein paar Fehlkonstruktionen meinerseits.

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Hier hat sich meine B. vagans senkrecht nach unten gegraben und räumt nun die Blähton Drainage aus.

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Rollt sehr gut den Steilhang hinunter!

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Hier habe ich den Unterschlupf zu nahe an der Terrarientüre angelegt. Acanthoscurria geniculata hat ihre Ausschachtung mal an dieser aufgehäuft. – Erdrutsch beim öffnen der Tür!

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