Allgemeines zu Vogelspinnen

Gesetzliche Vorschriften:

                                                        § ??

Bei der Haltung eines jeden Tieres gilt selbstverständlich grundlegend das Tierschutzgesetz, um Tiere ohne vernünftigen Grund vor Schmerzen, Leiden oder Schaden zu bewahren.

Um dem unkontrollierten Handel und der Einfuhr von Wildfängen Vorschub zu leisten sowie bedrohte Arten zu erhalten, gibt es internationale gesetzliche Richtlinien. Eine davon ist das Washingtoner Artenschutzabkommen. In diesem sind alle Vogelspinnen der Brachypelma-Arten im Anhang B aufgeführt. Dies bedeutet bei der Haltung einer Brachypelma, dass für diese ein Herkunftsnachweis zwingend notwendig ist. Er ist auf Verlangen der zuständigen Behörde, i. d. R. der Naturschutzbehörde, jederzeit vorzulegen. Diesen Herkunftsnachweis bekommt ihr beim Kauf eines Tieres vom Züchter, Zoofachhändler oder Privatverkäufer. In eurem eigenen Interesse rate ich, hier nicht nachlässig zu sein. Eine detaillierte Rechnung des Zoofachhandels gilt ebenso als Nachweis. Wenn es bei der Ausstellung Schwierigkeiten gibt bzw. der Verkäufer sich weigert, verzichtet unbedingt auf den Kauf des Tieres. Beim Fehlen des Nachweises kann die Beschlagnahme des Tieres sowie Strafe drohen!

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Brachypelma emilia: Für dieses Tier ist z.B. ein Herkunftsnachweis erforderlich

Benötigt ihr ein entsprechendes Formular, könnt ihr dies im Internet problemlos herunterladen und ausdrucken. Gebt einfach die Schlagwörter „Herkunftsnachweis und Vogelspinnen“ bei Google (oder eine andere bevorzugte Suchmaschine) ein. Der Nachweis enthält den Namen und die Anschrift des Verkäufers und Käufers, die genaue Bezeichnung des Tieres mit Gattung, Art, Alter und Geschlecht (soweit bekannt), sowie natürlich die ursprüngliche Herkunft des Tieres.

Weiterhin gibt es in verschiedenen Bundesländern, Gemeinden und Städten weitere Vorschriften, welche vor dem Kauf einer Vogelspinne in Erfahrung gebracht werden müssen. Z.B . ob eine Art zu den Gift- und Gefahrtieren gehört und es der Genehmigung einer Behörde für die Haltung bedarf bzw. diese gänzlich untersagt ist. Also erkundigt euch unbedingt bei eurem Ordnungsamt nach den für euch geltenden gesetzlichen Vorschriften.

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Poecilotheria ornata: Fällt zum Beispiel im Bundesland Bayern unter die Gifttierverordnung

Was bei der Anschaffung einer Vogelspinne zu bedenken ist

Es sind z. Z. über 900 Arten von Vogelspinnen bekannt, wobei jährlich einige neu entdeckte Arten hinzukommen. In deutschen Haushalten leben hiervon sicher über 100 Arten, die man mittlererweile wohl als recht häufig gehalten bezeichnen könnte. In VS-Liebhaberkreisen hier zu Lande existiert aber noch ein vielfach höheres Artenreichtum.

Für den Anfänger ist es empfehlenswert eine Art zu pflegen, über die Fachliteratur oder eben reichhaltige Internetquellen zur Verfügung stehen, wenn man sonst auf keine fachkundige Unterstützung im Bekanntenkreis zurückgreifen kann. Da man als Laie nicht beurteilen kann, wer tatsächlich fachkundig ist, ist es ein schwieriges Unterfangen. Als ich 1985 meine erste Spinne anschaffte dachte ich auch, ich würde solche fachkundigen Leute kennen. Heute weiß ich, dass der Einäugige unter den Blinden König ist und ich solch Einäugige kannte. Wobei Einäugigkeit in der Spinnenhaltung zu dieser Zeit schon recht viel Wissen darstellte. Deshalb ist diese Metapher auch nicht als Unkerei gegenüber meinen damaligen Quellen gemeint. Im Übrigen gibt es auch heute noch eine Menge sich widersprechender Informationen – besonders im Internet. Man muss sich im Klaren sein, dass es durchaus verschiedene Meinungen zu einem Thema geben kann. Wenn widersprüchlich diskutiert wird, ist dies ja auch legitim, man sollte sich nur von dogmatischer Rechthaberei fernhalten. Es gibt zu manchem verschiedene Standpunkte, wobei man auf beiden Seiten durchaus überlegenswerte Argumente findet. Hier muss man selber entscheiden, welchen Weg man geht bzw. unter Einbeziehung aller schlüssigen Argumente einen für sich passenden Kompromiss finden. Es gibt nicht für jedes Problem einen letzten Schluss der Weisheit oder Wahrheit. Wissenschaftliche Fachinformationen werden kaum publiziert und betreffen selbst wenn, selten die Fragen, die der Hobbyspinnenhalter zur Haltung seines bzw. seiner Tiere hat. Spinnen sind wissenschaftlich gesehen immer noch Stiefkinder der Biologie und es gibt noch viele weiße Flecken auf der Landkarte im Bereich Arachnologie. Fachliteratur für Hobbyspinnenhalter stammt heute meist von erfahrenen Haltern und Züchtern mit ursprünglich eigenem Hobbyhintergrund, die mühsam wissenschaftliche Quellen zusammentragen.

Anfängerspinnen?

Die berühmte Frage: „Welche ist die optimale Anfängerspinne?“ wird unterschiedlich beantwortet. Auch ich kann keine allgemein gültige Antwort darauf geben. Es stellt sich als erstes auch die Frage, was erwarte ich eigentlich von der Haltung einer Spinne und welche passt – wenn überhaupt – zu meinen Vorstellungen. Natürlich ist Tierhaltung immer ebenso auch ein Wechselspiel, denn nicht nur ich soll mit meinem Tier glücklich werden, sondern auch das Tier mit mir. Die glückliche Vogelspinne erkennt man immer an ihrem breiten Grinsen hinter den Cheliceren. 😉

Meine Meinung und somit Empfehlung möchte ich pragmatisch gleich voranstellen, bevor ich meine Gedanken dazu weiterstricke und den ungeduldigen Leser verschrecke.

Ich würde einem Anfänger eine bodenbewohnende und in der Regel „zeigefreudige“ Art empfehlen. Denn ich gehe einmal davon aus, dass der neue Spinnenhalter in Spe eher zu einer Art tendiert, welche er vergleichsweise häufiger sieht und welche in Punkto Reizbarkeit, Fluchttendenz und Schnelligkeit eher händelbar ist. Bewährt haben sich dazu in der Regel die Arten der Gattung Brachypelma. Einen besonders guten Ruf haben die Arten smithi, albopilosum, albiceps.

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Brachypelma smithi gilt als die klassische Anfängerspinne

Wer in dieser Gattung nicht das Passende für sich findet, kann sich ebenso bei den Grammostolaarten umsehen (z.B. rosea, porteri, pulchra).

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Grammostola porteri wird u. a. auch gerne als Anfängerspinne angeboten

Beide Gattungen mit all ihren Arten gelten als vergleichsweise friedlich und im Terrarium öfter außerhalb des Versteckes präsent. Vogelspinnen sind Individualisten, so gibt es immer Ausnahmen der Regel, auch in „negativer“ Weise bei den oben genannten. Eine Eigenschaft, die sich bei allen einzelgängerisch lebenden Tieren finden lässt. Auch bei Spinnen, obwohl sie selbst bei ihren Haltern gelegentlich als rein instinktgetriebene und ohne Lernfähigkeit außerhalb ihrer genetischen Programmierung getriebene Lebewesen gelten.

the right “spirit” 🙂

Spinnen sind keine Entertainer und Aktivitäten ihrerseits, die wir beobachten könnten, stehen uns nur dann zur Verfügung, wenn wir uns in ihren meist kurzen Aktivitätsphasen die Zeit nehmen hinzusehen. Ihr Motto ist Energiesparen und Sozialkontakte sind ihnen völlig fremd. Als Inbegriff eines nicht sozial lebenden Wesens möchte eine Spinne auch zu ihrem artfremden und höchstens als Bedrohung wahrgenommenen Halter keinen sozialen Kontakt. Schon gar nicht möchte sie angefasst oder in irgendeiner Form bedrängt werden.   Für Leute, die auf Abruf etwas von einem Tier erwarten, sind VS gänzlich ungeeignet. Wenn also der Freund oder die Freundin zu Besuch kommt, können wir unsere Spinnen nicht zu größeren Schauzwecken einplanen. Mit etwas Glück wird sich unser Tier außerhalb des Unterschlupfes zeigen, aber mehr wird es in der Regel nicht werden. Wenn ihr mehr bieten wollt, müsst ihr eure Bekannten gezielt zu einer anstehenden Fütterung einladen. Aber auch dies würde ich mir überlegen, da man so recht leicht in den Verdacht gerät, diese Tiere nur deswegen zu halten. Schon wird schnell gemutmaßt, dass ihr auf Grund merkwürdiger, morbider Neigungen gerne ekligen Spinnen beim Fressen von lebenden und strampelnden und ebenso ekligen Insekten zuseht. Um noch einen drauf zu setzen: Packt zur Fütterung eine Maus in euer Terrarium, dann würde selbst ich beginnen, mir Gedanken über eure Intention, diese Tiere zu halten, sowie euer Seelenleben zu machen. Persönlich gehe ich nicht mit meinen achtbeinigen Tieren in meinem „nicht spinnenden“ Bekanntenkreis hausieren. Sie stehen in meinem Arbeitszimmer und dort ist erst einmal die Türe zu, dahinter befindet sich mein Privatvergnügen. Außerhalb meiner vier Wände mache ich meine Spinnenhaltung auch eher selten oder nur bedingt zum Thema. Ok, jetzt auf dieser Homepage, aber hierher verirren sich ja nur Personen, die dieses Thema interessiert.

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Es stellt sich die Frage, welches ist die richtige Intention für die Spinnenhaltung. Meine Antwort darauf lautet:“ Keine Ahnung!“ Ich kann lediglich sagen, welche Intentionen ich nicht für die Richtigen halte.“ Wie oben bereits erwähnt, sind VS sicher nichts für die Tierhalter, die sich Tiere als Sozialpartner wünschen, mal davon abgesehen, dass die wenigsten selbst extrem sozial lebenden Tiere artfremde Sozialkontakte zu Menschen anstreben. Vor allem dann nicht, wenn der Mensch durch Einzelhaltung zum Zwangspartner für die soziale Interaktion wird. Auch diejenigen, die im Gegensatz zu den gerade genannten dazu tendieren, Tiere weitgehend artgerecht im Rahmen der Möglichkeiten zu halten (welches bei VS tatsächlich leichter ist als bei vielen anderen Tieren) und ihre Freude aus der Beobachtung ihrer Hausgenossen ziehen, sind nicht zwangsläufig für die Haltung von VS geeignet. Denn selbst den von der Aktivität ihrer wechselwarmen Tiere oft nicht verwöhnte Terraristen sind VS in der Haltung gelegentlich zu aktivitätsarm.

Spinnen sind mit die urtümlichsten Wesen, welche die Erde seit Anbeginn des Lebens auf ihr bevölkern. Sie haben alles überlebt was die Erdgeschichte so an Tücken und Überraschungen in Petto hatte. Trotz hunderten von Millionen Jahren haben diese Lebewesen vergleichsweise wenig Veränderungen in ihrer Physiognomie durchlaufen. Ein perfektes Überlebenskonzept der Evolution von Anbeginn der Zeit an wohnt ihnen inne. Grund genug mich für sie zu begeistern und beobachtend an dem Teil zu haben, was sie mir anbieten. Mir macht dies sehr viel Freude und ich genieße oft die ruhige Beschaulichkeit meiner Achtbeiner, bei der ich wunderbar entspannen kann. Übrigens: Je mehr VS man zuhause hat, desto häufiger gibt’s auch was zu gucken. Für den tierischen Sozialkontakt habe ich meinen Hund und meine Katze. Wenn mir nach Beobachten ist und bei den Spinnern gerade Flaute herrscht, steht im Wohnzimmer noch ein Aquarium, in dem immer irgendein reges Treiben herrscht.