Anatomie

Anantomie

Wie bei den Artenbezeichnungen werden auch in der äußeren Benennung von Körperteilen in der Regel lateinische Bezeichnungen benutzt. Die wichtigsten, welche unter den VS- Haltern gängig sind, wären:

Vorderkörper: Prosoma

Vorderkörper Oberseite = Carapax

Hinterleib = Abdomen oder Opistosoma

Kieferklauen (die beiden vorderen „Zähne“) = Cheliceren

Mit der Zeit solltet ihr euch allerdings weiteres merken:

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Bild_Unten

Bei der inneren Anatomie verzichtet man komischerweise dann weitgehend auf lateinische Begriffe unter Vogelspinnenhaltern.

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Quelle: Rainer F. Foelix – Biologie of Spiders (Englisch) Taschenbuch – 23. Januar 1997

Bei den VS sind alle acht Beine am Vorderkörper angelegt. Ebenso ist der Kopf mit dem Carapax verwachsen. Vorne befinden sich die Cheliceren, mit denen sie ihre Beutetiere zusammen mit ihren Tastern ergreifen und fixieren. Die Taster unterscheiden sich insofern von den Beinen, dass ihnen der Mittelfuß fehlt. Durch die Klauen (Cheliceren) wird ebenso ein Gift und Verdauungsenzym in das Opfer eingespritzt. Die Verdauung findet extrakorporal (außerhalb des Körpers) statt. Durch die Verdauungsenzyme verflüssigt sich die Nahrung und wird dann in den Saugmagen einverleibt. Hinten zwischen den Cheliceren am Sternum befinden sich das Labium (Mund) der VS. Dieses ist mit vielen kleinen Dörnchen und feinen Härchen besetzt und filtert den Nahrungsbrei nochmals auf Festteilchen aus. Die Taster sind ein vielseitiges Körperteil, welches den eigentlichen Laufbeinen nicht nachsteht. Außer dem Ergreifen und Bewegen/Drehen des Beutetieres dienen die Pedipalpen ebenso als Lauf- und Haltewerkzeuge. Wenn die männliche Vogelspinne in ihren letzten Lebensabschnitt der Reife- bzw. Geschlechtshäutung wechselt, bilden sich an den Tastern die Begattungsorgane, die sog. Bulben, aus. Bei der Balz des Männchens kommen ebenfalls die Taster als Trommel- und Beschwichtigungsinstrumente zum Einsatz. Zur Fortpflanzung, ein für uns sehr seltsam anmutendes Geschehen, komme ich aber noch in der entsprechenden Rubrik „Hobbyzucht“.

Auf dem Carapax sitzen vorn auf dem Augenhügel die acht Augen der VS. Der Sehsinn ist jedoch recht schlecht ausgeprägt. Andere Spinnen wie z.B. die eher neuzeitlichen Springspinnen verfügen hingegen über besonders gut ausgeprägte optische Fähigkeiten. Die Sinneswahrnehmungen unserer VS werden weitgehend von speziellen Haaren an den Beinen geleistet. Es gibt verschiedene Haartypen, die über Verkoppelung mit Sinneszellen die Funktion des Fühlens, Hörens, Schmeckens und Riechens übernehmen. Auf dem Carapax befindet sich die Toraxgrube als Muskulaturansatz. Sie hat ansonsten keine Funktion, wie man vielleicht vermuten könnte. Der Hinterleib einer VS ist durch ein dort befindlichen sehr dünnen elastischen, eher hautartigen Chitin-Panzer recht empfindlich. Besonders bei Stürzen kann es zum Aufplatzen und dadurch zum sofortigen Tot der Spinne führen. Im Abdomen sitzen außer dem Darm lebenswichtige Organe wie Herz, Leber, Lunge. Anatomisch seltsam erscheint insbesondere die Lage des schlauchförmigen Herzens an der Oberseite des Abdomens. Der Grund ist aber einleuchtend, denn so kann sich das zirkulierende Blut des wechselwarmen Tieres durch die Sonneneinstrahlung gut erwärmen. Manchmal kann man bei den achtbeinigen Terrarienbewohnern beobachten, wie sie beim Sonnenbaden ihren Hinterleib steil nach vorne gegen die Wärmelichtquelle richten. Das Blut der Wirbellosen, die Hämolymphe, enthält keinen roten Blutfarbstoff und ist deshalb eher farblos bis gelblich und im mit Sauerstoff angereicherten Zustand bläulich. Nebenbei bemerkt findet die Bezeichnung von Blaublütigen, wie man die Adligen früher gern bezeichnete, weil sie angeblich blaues Blut besitzen, hiermit einen interessanten Bezug zu unseren Blutsaugern. :) Die Sauerstoffbindung im Blut erfolgt über Hämocyanin, welches eine Kupferbindung und keine Eisenbindung mit dem Sauerstoff herstellt wie beim roten Blutfarbstoff. Spinnen besitzen einen offenen Blutkreislauf, der anders als bei Säugern funktioniert. Hierzu findet sich im Internet oder im Biologiebuch für näher Interessierte einiges an ausführlichen Informationen. Anmerken möchte ich hier nur, dass 40% des Körpervolumens mit der sogenannten Hämolymphe angefüllt sind, die unter anderen auch an hydraulischen Funktionen innerhalb des Bewegungsapparates mitbeteiligt ist. Legt sich unsere VS auf den Rücken, was sie in der Regel nur während des Häutungsvorgangs macht, sehen wir – wie oben im Bild – am Vorderkörper unten das Sternum und an der Unterseite des Abdomens die Geschlechtsöffnung (Epigastralfurche) und ihre vier Buchlungen auch Fächerlungen (Tracheen). Der Name leitet sich her von ihrer fächerartig übereinander liegenden Lamellenstruktur. Hier findet über Diffusion eine Anreicherung der Hämolymphe bzw. des darin enthaltenen Hämocyanins mit Sauerstoff statt.

Ich hoffe, ich habe euch damit etwas weiter geholfen und möchte hier aber bemerken, dass dieser Text nicht aus einem Fachbuch oder einer Internetquelle entnommen ist. Ich schreibe dies aus meinen Erinnerungen an die Schulzeit und späteren Ausbildung sowie der Beschäftigung mit dieser Materie. Natürlich habe ich einzelne Zahlen oder Begriffe beim Schreiben auch kurz nachgeschlagen oder gegoogelt. Dieser Text hat aber keine wissenschaftlichen Quelle zur Grundlage. Deshalb, wenn etwas nicht ganz so stimmt oder Fehler darin sind, müsst ihr mir dies erst einmal nachsehen. In der Tat ist die Systematik und Anatomie wesentlich komplexer und differenzierter. So gibt es z.B. Systematik außer der hier verwendeten Einteilung zusätzliche wie Oberstämme, Unterstämme, Abteilungen, Gruppen usw. Es gibt auch verschiedene Autoren und Begründer für systematische Systeme, die sich untereinander etwas unterscheiden. Was den Bereich der Anatomie betrifft, ist dieser so umfangreich, dass er hier nur wirklich sehr laienhaft angerissen wurde. Für den frischgebackenen Hobbyspinner sollte dies aber erst einmal als Einstieg ausreichend sein. Je nach Veranlagung kann man später ja noch zum Diplombiologen mutieren.