Beleuchtung und Innenklima

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Brauchen Vogelspinnen UV-Licht?

Im Gegensatz zu vielen Reptilien, die zur körpereigenen Synthetisierung von Vitamin D Bestrahlung mit UV-Licht benötigen, sind Vogelspinnen (VS) nicht auf irgendeine Form von Beleuchtung angewiesen. Sie sind bevorzugt dämmerungs- und nachtaktive Tiere. In freier Natur und auch im Terrarium nehmen manche Achtbeiner trotzdem gerne einmal ein Sonnenbad, welches aber lediglich zur kurzfristigen Erwärmung der Tiere dient. Tatsächlich meiden VS langzeitig direkte Sonnenbestrahlung, welche bei ihnen schnell zu Überhitzung und Dehydrierung führen kann. VS sind wechselwarme Tiere. Dieses bedeutet, ihre Körpertemperatur ist maßgebend von der Umgebungstemperatur abhängig. Ihr Körper kann sich weder eigenständig erwärmen noch kühlen. Tagsüber, besonders bei den hohen Mittagstemperaturen ihrer Herkunftsländer, ziehen sich die Tiere in ihre unterirdischen Röhren oder andere geschützten Verstecke zurück. Gegrabene Gänge können bis zu einem Meter tief ins Erdreich reichen. Messungen in VS-Behausungen haben ergeben, dass dort bei vielen Arten tagsüber bevorzugt der Temperaturbereich von 20 bis 25 Grad genutzt wird. Deshalb gilt die Regel, ein VS-Terrarium nie direkt auf eine Fensterbank zu stellen. Unsere Terrarien bieten solche Rückzugsmöglichkeiten mit entsprechendem Temperaturabfall nicht. Direkte Sonnenbestrahlung am Fenster kann ein Terrarium ebenso erhitzen, wie die Sonne ein parkendes Auto ohne Schatten. Dies kann dann sehr schnell den Tot des Tieres nach sich ziehen und ist deshalb strikt zu vermeiden.

Beleuchtung als Wärmequelle

Vogelspinnen sind also physiologisch nicht auf besondere Beleuchtung und spezielles Licht angewiesen. Theoretisch würde in den Terrarien der normale Tag-/Nacht-Rhythmus für das natürliche Wohlbefinden ausreichen, der ja auch in unseren Wohnräumen existiert. Trotzdem werden VS-Terrarien sehr häufig mit einer Beleuchtung versehen. Sie ist nämlich zur Herstellung einer erhöhten Umgebungstemperatur das beste und einfachste Mittel. Wenn man beschließt, seine Terrarien zu bepflanzen, kommt man ohne zusätzliches Licht sowieso nicht aus und somit schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche. Heizmatten oder Kabel, die normalerweise gern am Boden verlegt oder unter dem Terrarium angebracht werden, sind in VS-Terrarien nicht zu verwenden, es sei denn es handelt sich um Baumbewohner, die das Erdreich meiden. Wird es einer bodenbewohnenden VS zu warm, zieht sie sich instinktiv ins Erdreich zurück. Je tiefer sie sich dann gräbt, desto wärmer wird es. Dies kann wiederum zum Hitzetot eines Tieres führen. Tatsächlich ist Dehydrierung in Terrarien wesentlich häufiger eine Todesursache bei VS als Unterkühlung. Eine Alternative zu der Beheizung von unten, die in jedem Falle unnatürlich ist, ist das Anbringen von Heizmatten an der Rückwand oder Seitenscheibe.

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In unseren Wohnräumen fällt die Temperatur auch gewöhnlich langfristig nicht so stark ab, als dass es für unsere Spinnen lebensbedrohlich würde. Es gibt einen Halterkreis, der seine Tiere bei normalen Zimmertemperaturen ohne zusätzliche Wärmequelle hält. Dieser behauptet, VS würden hiermit problemlos auskommen. Tatsächlich kenn ich einige, die unter solchen Bedingungen sogar erfolgreich nachzüchten. Gehört man zu den Leuten, die allzeit ihre Wohnräume kuschelig beheizen und für die Energiekosten immer noch keine Rolle spielen, kann man diese Haltungsform vielleicht in Betracht ziehen. Ein extra Vogelspinnenzimmer, in dem entsprechend erhöhte Temperaturen herrschen, stellt natürlich auch eine, wenn auch energiekostenträchtige Möglichkeit dar. – Wohnt man eher kühl, achtet auf Energiesparen oder möchte den Raum, in dem das Tier steht, im Winter nicht stärker beheizen, würde ich prinzipiell davon abraten.

Erhöhter Wärmebedarf

Ich folge persönlich dieser Haltungsart ohne zusätzliche Wärme nicht, da ich der Überzeugung bin, wechselwarme Tiere haben einen Temperaturbereich, in dem ihr Stoffwechsel am besten funktioniert und in dem sie sich am aktivsten zeigen. Zwar erleben einige Arten in ihren natürlichen Lebensräumen starke Temperaturschwankungen oder Nachtabsenkungen bis in den Bereich von unter 10 Grad hinein, was aber meiner Meinung nach nicht den Umkehrschluss zulässt, dass diese Tiere deshalb keine Phasen mit erhöhtem Temperaturbedarf haben. Deshalb verwenden einige VS-Halter zur Wärmeerzeugung Spotstrahler. Diese schaffen eine lokale sehr warme Stelle, an der sich das Tier schnell erwärmen kann. Durch die Bündelung der Wärmestrahlung erhalten wir selbst in kleinen Terrarien sehr verschiedene Temperaturbereiche und ebenso auch eine allgemeine Anhebung der Umgebungstemperatur. Ich benutze zurzeit keine Spots aber denke, diese Wärmelösung ist eine der geeignetsten. Die genaue ideale Stoffwechseltemperatur der verschiedenen Vogelspinnenarten ist mir nicht bekannt. Da solche Daten selbst für gängige Reptilienarten nur in geringem Umfang existieren, würde ich stark mutmaßen, dass es diese für unsere Spinnen nicht aus wissenschaftlicher Hand gibt. Diese liegen aber ganz sicher nicht im Bereich normaler Wohnraumtemperatur von durchschnittlich 20 Grad, sondern doch einige Grade darüber. Bei Reptilien sagt man, dass zu einer schnellen Erwärmung der Tiere mindestens 5 Grad über der idealen Körpertemperatur herrschen müssen. Da muss man es selbst wirklich schon sehr knusprig in seinen vier Wänden lieben, um dem gerecht zu werden. Hinsichtlich des Stoffwechsels gibt es interessante Experimente in der Aufzucht von Spiderlingen. Dabei ergab sich, dass Häutungs- und Wachstumsintervalle sowie Futterakzeptanz mit zunehmender Umgebungswärme stark beschleunigt wurden. Bei dauerhaft sehr hoch liegender Temperatur im 30-Grad-Bereich nahm aber wiederum die Mortalitätsrate erheblich zu.

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Beleuchtungsmethoden/Beleuchtungsphasen

Beleuchtung kostet natürlich auch Strom, je nach Terrarientyp kommt man aber auch ganz gut mit Energiesparlampen aus, um eine ausreichend erhöhte Temperatur zu gewährleisten. Ich verwende in den meisten Terrarien 13 Watt Energiesparlampen. Je nach Terra kann es aber auch mal etwas mehr werden. Ich habe aber bei keinem mehr als 25 Watt benötigt, um mein Temperaturziel zu erreichen. Spotstrahler sind im Handel auch ab 25 Watt zu erhalten, wenn man diesen Weg der Beleuchtung wählen möchte. Durchschnittlich liegen die gemessenen Werte bei meinen Terrarien im mittleren Bereich, in der Beleuchtungsphase bei 25-26 Grad. Höhere Temperaturen benötigen nur wenige Arten, um sich wohl zu fühlen. Bei bepflanzten Terrarien kommt man schon bei den meisten Pflanzen mit einer Beleuchtungsdauer von zehn bis max. 12 Stunden hin. Sollten die Pflanzen trotzdem ins Kraut schießen, brauchen diese allerdings eine längere Beleuchtungsphase oder das Farbspektrum der Leuchtmittel ist nicht geeignet. Dass es am Leuchtmittel liegt, ist allerdings häufiger das Problem. „Ins Kraut schießen“ bedeutet, die Pflanzen bilden lange, dünne Stiele mit wenigen Blättern und knicken teilweise sogar um. Bepflanzt man nicht, macht man die Beleuchtungsdauer von den Wohnungstemperaturen abhängig. Bei kalten Zimmern, besonders im Winter, kann sogar eine Nachtbeleuchtung nötig sein. Hierfür gibt es spezielle Mondlichtlampen mit hohem Blaulichtanteil, welches die Tiere nicht wahrnehmen und sich so nicht gestört fühlen. Als Nebeneffekt kann man seine Tiere dann auch in der Nacht gut bei ihren Aktivitätsphasen beobachten. Diese macht aber nur Sinn, wenn die Wärme direkt ins das Terrarium gelangt. Bei einer Bestrahlung von außen mit Mondlichtlampen geht in der Regel zu viel Wärme verloren.

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Auf der anderen Seite empfehlen aber fast alle Vogelspinnenhalter wegen der Verbrennungsgefahr des Tieres, Leuchtmittel nie direkt in ein VS-Terrarium einzubringen. Dies macht auch Sinn und sollte unbedingt beachtet werden. Bewährt haben sich bei mir hierbei Terrarien mit aufsetzbaren Beleuchtungstops, welche auf eine Gazeabdeckung im Deckel aufgesetzt werden. Man kann diese Tops aber auch auf Glasdeckelterrarien aufsetzen. Ebenso ist es möglich, für den gerade geschilderten Zweck, eine Wärmezufuhr von außen mit einem Dunkelstrahler zu erzeugen. Leute mit Erfahrung werden wissen, auf welchen nicht genannten Hersteller ich gerade mit den Gazeabdeckungen anspiele. Um keine Werbung zu machen, benenne ich diesen hier auch nicht. Würde ich dies tun, würden auch sicher viele über die Nachteile dieser Marke wettern und über mich herfallen. Darüber kann man sicher diskutieren, aber dies ist wohl eher ein Thema für einen Forumsblock und würde an dieser Stelle dem Thema nicht gerecht werden. Es gibt sicher auch andere gute oder bessere Lösungen für sinnvolle Beleuchtung mit gleichzeitiger Wärmeausnutzung. Jeder nach seinem Geschmack und seinen Erfahrungen.

Alles im allem wird klar, wir reden bei der Beleuchtung von erschwinglichen Energiekosten. Wenn man nur eine Spinne hält, dann sowieso. Steigt man größer ein, kann man sich entsprechende Regale oder Schränke mit günstigen Leuchtstoffröhren bauen.

Beleuchtung und Aktivität

Abschließend möchte ich noch zu diesem Thema auf eine Erfahrung von mir hinweisen. Mir ist aufgefallen, dass sich die Mehrzahl der Tiere bei sehr grellem weißen Licht, das manche Leuchtmittel erzeugen, in der Beleuchtungsphase gar nicht mehr außerhalb ihres Versteckes blicken lassen. Verwendet man aber z.B. Pflanzenlicht mit mehr Rot- und Blauanteil und wenig weißem Licht, wird dieses wesentlich besser hinsichtlich der Zeigefreudigkeit unserer VS akzeptiert. Zugegebener Maßen zeigen sich unsere Vogelspinnen tagsüber sowieso nicht so häufig, was ja in der Natur von dämmerungs- und nachtaktiven Tieren liegt. Ausnahmen bestätigen aber die Regel und diese Ausnahmen will man ja auch nicht versäumen. Manche Tiere oder einzelne Arten bekommt man aber auch nur dann zu Gesicht, wenn es wirklich dunkel wird, egal wie immer man beleuchtet oder sogar ganz auf Beleuchtung verzichtet. Warum aber sehr helles weißes Licht viele Tiere ganz verschreckt führe ich darauf zurück, dass in der Natur solch grelles Licht nur während der extremen Mittagstemperaturen vorherrscht. Somit ist es ein Schlüsselreiz dafür, sich möglichst schnell aus der übermäßigen Hitze durch Rückzug zu entfernen.

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Luftfeuchtigkeit

Der zweite wesentliche Faktor hinsichtlich des Innenklimas ist die Luftfeuchtigkeit. Hierbei gilt das Gleiche wie für den zusätzlichen Wärmebedarf. Die Luftfeuchtigkeit (LF) ist in den natürlichen Lebensräumen höher als in unserer Klimazone, wobei die LF in unseren Wohnungen meist noch wesentlich unter der im Freien gemessenen liegt. Gerade im Winter, wenn Wohnräume beheizt werden, kann diese auf 30% oder mehr absinken. Vergleichen wir dies mit den natürlichen Habitaten z.B. der Regenwälder, in denen gern 80-90% LF herrscht, wissen wir, dass bei uns zuhause Handlungsbedarf besteht. Viele VS aus gemäßigteren Regionen benötigen zwar nicht diese extreme Feuchte, aber eben mehr als normalerweise geboten wird. Bitte erkundigt euch deshalb anhand von Literatur oder Klimadiagrammen der Heimatländer nach der nötigen LF für die von euch gehaltene Art. Eine konstant erhöhte LF schafft man am besten durch Bepflanzen und Gießen des Terras. In Terrarien ohne Bepflanzung hält man ein Teil des Bodens feucht. Hierzu lässt man einfach beim Auffüllen der Wasserschale einiges an Wasser überlaufen. Da VS aber trockene Füße bevorzugen, ist dies nicht zu übertreiben, sonst haben wir nämlich unsere Tiere an den Scheiben kleben. Man hält in der Regel nicht mehr als 25% der Bodenoberfläche feucht.

Ein Besprühen des Terrariums mit einer Blumenspritze ist auch ein Mittel, um die LF kurzfristig auf das gewünschte Level anzuheben, diese fällt dann aber auch wieder sehr schnell ab. Gegen den Sprühnebel sind alle VS sehr empfindlich und reagieren panisch. Die winzigen Wasserteilchen verursachen auf den empfindlichen Sinneshaaren eine wahre Reizexplosion. Deshalb die Tiere nie direkt ansprühen! Manche Baumbewohner benötigen ein regelmäßiges Einsprühen ihrer Gespinste, Pflanzen oder Innenscheiben, da sie ihren Flüssigkeitsbedarf aus den Wassertropfen decken. Einzelne Tiere vermeiden strikt ein Trinken aus der Wasserschale. Erkundigt euch immer im Einzelnen über die Ansprüche der gehaltenen Art!

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Luftfeuchtigkeit und Häutung

Darüber, ob eine erhöhte LF vor und/oder während der Häutung positive Auswirkungen auf deren Verlauf hat, wird gern kontrovers gestritten. Bei Reptilienhäutungen ist dies bewiesen. Reptilien streifen aber auch nur ihre äußerste Hautschicht ab. VS hingegen erneuern ihren kompletten Chitinpanzer sowie Teile der außen gelegenen Organe. Wir haben also keinen wirksamen „Einweicheffekt“ durch hohe LF wie z.B. bei Schlangen. Wenn eine erkennbare Häutung ins Haus steht, erhöhe ich aber trotzdem die LF durch langanhaltende Maßnahmen, wie reichliches Gießen meiner Pflanzen. Ich denke nämlich, eine hohe LF während des Häutungsvorgangs trägt dazu bei, dass das Risiko der Antrocknung von Hautresten an der Spinne während des Abstreifens der Exuvie verringert wird. Es bildet sich zwischen alter und neuer Haut eine seröse Flüssigkeit, die als Gleit- und Schmierfilm dient. Wenn sich nach dem Aufplatzen des Carapax die Häutung länger hinzieht und zusätzlich eine trockene Umgebungsluft herrscht, sehe ich hier eine Gefahr, dass es frühzeitig zu einer Abtrocknung von Hautresten am Tier kommt. Ein erschwertes Aussteigen aus der alten Haut, Hängenbleiben von Häutungsresten bis hin, dass ein altes oder vorbelastetes Tier in der Häutung stecken bleibt, könnte dadurch gefördert werden. Dies ist allerdings eine eigene Theorie, die ich noch nicht bestätigt irgendwo lesen konnte. Wie bereits gesagt, ich schreibe die Dinge hier, wie ich sie aus meiner Erfahrung und dem, was ich im Laufe der Zeit an Wissen angesammelt habe, herleite.

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Dringend hingewiesen sei darauf, dass man die Erhöhung der LF aber vor Eintritt des eigentlichen Häutungsprozesses vornimmt. Eine Häutung kündigt sich beiBombardierspinnen durch Verfärbung der Abdominalglatze an. Bombardierspinnen, die keine kahlen Stellen aufweisen (was oft auf einen umsichtigen Besitzer des Tieres schließen lässt), aber plötzlich ohne ersichtlichen Grund ihre Brennhaare absteifen, können ebenfalls kurz vor einer Häutung stehen. Die Tiere tun dies, um die Umgebung ihres Unterschlupfes gegen eventuelle Fressfeinde zu sichern. Schaut man sich ein Tier mit solchem Verhalten an, wird es in dem meisten Fällen an den nun kahlen Stellen bereits eine verfärbte Abdominalglatze aufweisen. Weitere Anzeichen wären ein längeres Verschwinden des Tiers in seinem Unterschlupf, welcher außen komplett zugesponnen wird. Oft wird in diesen Gespinsten noch Erde oder sonstiges zur Verfügung stehende Material mit eingebaut. Viele Arten verweigern auch wochenlang vor der Häutung die Nahrungsaufnahme. Es gibt noch viele kleine Hinweise, die auf eine bevorstehende Häutung hinweisen. Wenn man seine Spinnen kennt, wird man mit der Zeit sehr gut voraussagen können wann es soweit ist.

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 Nachher! – Ist zwar kein Schmetterling geworden aber vielleicht beim nächsten mal! 😉