Auswahl der Terrarien

Auswahl des Terrariums

Bei der Auswahl eines geeigneten Terrariums für unsere VS sind das natürliche Habitat sowie die Lebensweise der gewählten Art zu berücksichtigen. Da jede Art andere Ansprüche stellt, ist es zwingend notwendig (wie es grundsätzlich bei jeder Anschaffung eines Tieres üblich sein sollte), sich im Vorfeld gründlich über die gewählte Art zu informieren. Ein Beratungsgespräch im Zoofachhandel leistet dieses in den aller wenigsten Fällen! Die Anschaffung von Fachliteratur und dessen Lektüre vor dem Kauf sollte für den verantwortungsvollen Tierhalter ein unbedingtes Muss darstellen! Spontankäufe oder emotionale Schnellkäufe von Tieren führen in Deutschland zu millionenfachem Tierleiden. Die Art und Weise wie eine Person schon bei der Anschaffung eines Tieres vorgeht sagt sehr viel über dessen Charakter und Persönlichkeit aus.

Generell unterscheiden wir Terrarien für Baum- und Strauchbewohner sowie Boden- und Röhrenbewohner. Bei Baum- und Strauchbewohnern ist die Höhe des Terrariums größer als die Maße der Grundflächen (Länge x Breite). Bei Bodenbewohnern kommt es wiederum auf die größere Grundfläche an. Da auch Bodenbewohner gelegentlich klettern und evtl. Sturzgefahr besteht, sollte die Höhe nicht das Maß der Grundfläche übersteigen. Bei VS, die in sehr ausgeprägten, selbstgegrabenen Höhlen leben und kaum an die Oberfläche kommen, spricht man von Röhrenbewohnern. Bei diesenempfiehlt sich ein sogenannter Haplotank. Dieser geht zylindrisch in die Höhe, wird aber hoch mit Erde aufgefüllt. So wird der Abstand vom Boden zur Abdeckscheibe auf ein geringes Maß reduziert und nach unten hin gibt es jede Menge Material, um eine Röhre anzulegen. Die Belüftung ist bei Haplotanks erst im oberen Drittel bzw. im der aufschiebbaren Terrarienabdeckung angebracht. Unten befindet sich auch ein Lochblech, welches aber zur Be- und Entwässerung dient. Diese Tanks bekommt man allerdings selten im Zoofachhandel angeboten. So muss man über das Internet oder bei entsprechenden Terrarienbörsen danach suchen. Diese Terrarienform erhielt ihren Namen nach der Gattung Haplopelma, deren Vertreter meist sehr tiefe Röhren anlegen, die sie äußerst selten verlassen. Für alle Terrarien empfiehlt sich im Übrigen eine Doppellüftung, die die beste Luftzirkulation in einem Terrarium ermöglicht. In der Regel befinden sich dabei ein Lüftungsschlitz unten und ein Lüftungsschlitz auf der gegenüberliegenden Seite oben.

Für „normal“ grabende Arten, welche man als Bodenbewohner bezeichnet, werden in der Regel Standardterrarien benutzt. Bei diesen schichtet man die Erde oft vom unteren Steg oder Lüftungsgitter vorne stark ansteigend nach hinten auf.

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Größenstandards

Die allgemeinen Empfehlungen für die Größe von VS-Terrarien liegen bei den Bodenbewohnern (L/B/H) 30x30x30cm, wobei man sicher je nach Art auch 35x40x30cm oder auch geringfügig größere Maße verwenden kann. Bei den sehr groß werdenden Arten werden in der Regel Terrarien in den Ausmaßen 60x45x35 verwendet.

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Die Empfehlungen für Strauch- und Baumbewohner liegen bei 30x30x45cm. Terrarien in den Maßen 45x45x60cm sind auch für die größer werdenden Arten noch gut funktional.

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Der Haplotanks für Röhrenbewohner ist eine Sonderform. Wenn es sich nicht um Maßanfertigungen handelt, bekommt man diese oft im Standard 20x20x40cm angeboten.

Auf die Größe kommt es an?

Maße für Vogelspinnenterrarien sind unter Haltern gelegentlich umstritten. Während man bei fast allen anderen Tierarten eigentlich davon ausgeht, je mehr Raum man zur Verfügung stellt desto besser, gilt diese Regel für Vogelspinnen nur bedingt. Als Energiesparer und Lauerjäger, die gewöhnlich in den Eingangsbereichen ihrer Röhren oder ihrer Verstecke sitzen, um auf vorbeikommende Nahrung zu warten, benötigen VS eher weniger Partymöglichkeiten. Zwar verlassen sie auch gern einmal zum Sonnenbad, Wasseraufnahme, oder wenn der große Hunger kommt ihren Unterschlupf, entfernen sich aber selten sehr weit von diesem. In der Regel sind sie in unmittelbarer Nähe anzutreffen. Erwachsene Weibchen bewohnen eine Höhle oft über viele Jahre, wenn diese nicht überschwemmt oder sonst wie unbewohnbar wird. Nur die männlichen Tiere, welche mit Ausbildung ihrer primären Geschlechtsorgane, ihre meist letzte Häutung erreicht haben (diese wird als Reifehäutung bezeichnet), gehen in ihrem letzten Lebenszyklus teilweise über lange Strecken auf Wanderschaft zur Partnersuche. – Dies bedeutet nun, dass wir mit kleineren Terrarien eigentlich gut auskommen, um den Tieren ein ihnen entsprechendes und artgerechtes Umfeld zu schaffen. Ich kenne allerdings auch Halter, die ihren Spinnen recht großzügige Behältnisse anbieten. Diese Tiere fühlen sich ebenso wohl oder – wer weiß – vielleicht auch wohler, und kommen sehr gut zurecht. Vorausgesetzt man beachtet, wie oben erwähnt, bei Boden und Röhrenbewohnern die Sturzgefahr, welche beim Klettern an den Scheiben besteht. Deshalb verwendet man für solche Arten keinesfalls Terrarien mit hohen Seitenscheiben. Stürze können leicht durch Abdomenverletzungen zum raschen Tode führen! Ansonsten sind gut proportionierte Behältnisse völlig legitim, wenn man es nicht übermäßig übertreibt. Kommen wir aber in einen Bereich von mehr als 60 cm in den Grundflächenmaßen wird der Raum so gut wie nicht mehr wirklich von den Tieren ausgenutzt. Solche Terrarien eignen sich gegebenenfalls für sehr groß werdende Arten wie z.B. der der Gattung Theraphosa oder Lasiodora.

Von vielen Haltern wird propagiert, dass in großen Terrarien VS verhungern könnten, weil sie in ihren Verstecken vergeblich auf Beute warten. Dies halte ich allerdings für weniger wahrscheinlich, wenn es sich nicht um erheblich überdimensionierte Terrarien handelt. Stimmen die Haltungsparameter wird eine wirklich hungrige Spinne auch auf aktive Beutesuche im Umfeld ihres Versteckes gehen. Außerdem kann man auch seine Tiere durch Platzierung eines Futtertieres im Versteckbereich gezielt füttern. Ein Risiko, welches oft gegen die Verwendung großer Terrarien bei VS angeführt wird, muss ich aber der Vollständigkeit halber trotzdem ansprechen. Dieses Problem besteht allerdings nicht nur bei räumlich großen, sondern auch bei gut bepflanzten oder aufwendig gestalteten Terrarien. Nämlich die erhöhte Gefahr, dass ein Futtertier trotz gezielter Platzierung entwischt, sich irgendwo verkriecht und von uns nicht mehr aufgefunden werden kann. Problematisch kann es besonders bei der Heimchen- oder Grillenfütterung werden, da diese Gesellen auch einmal unsere Vogelspinne anfressen könnten. In der Häutungsphase sind unsere Vogelspinnen recht schutzlos solchen Attacken ausgeliefert. – Ich bin der Meinung dies sollte uns nicht verleiten, unsere Tiere deshalb in tristen und trostlosen Behältnissen unterzubringen. Zwar ist der Sinn für Ästhetik bei Spinnen nicht vorhanden aber vielleicht bei den Haltern. Es gibt aber auch gewichtigere Gründe, die man anführen könnte. Einer Bepflanzung sagt man z.B. auch nach, dass diese Vorteile in Sachen Klima, Luftfeuchtigkeit und Boden gewährleisten. Im Übrigen gibt es auch Futtertiere bei denen kein Risiko besteht, dass sie beim ungewollten Verbleib im Terrarium an unseren Tieren Schaden anrichten.

Sonderform Haplotank

Noch ein paar persönliche Gedanken zu den oben erwähnten Haplotanks. Für alle Bodenbewohner, die einen sehr stark ausgeprägten Trieb zum Graben haben, aber nicht zu den sogenannten Röhrenbewohner zählen, ist ein Haplotank evtl. auch eine überlegenswerte Alternative gegenüber Standardterrarien. Ich persönlich besitze noch keinen, spiele aber mit dem Gedanken, im Falle einer notwendigen Umquartierung bzw. Neueinrichtung bei der ein oder anderen Spinne einen Tank anzuschaffen. Gerade einige Brachypelma-Exemplare wühlen sich bei mir wie die Maulwürfe in das Erdreich. Da dies aber sehr von der Vorliebe der einzelnen Spinne abhängt, rate ich davon ab, jede neue erworbene Brachypelma-Art, der man hohe Grabaktivität nachsagt, sofort in einen Haplotank zu setzen. Manch solcher Exemplare graben nämlich trotz ihres Rufes wenig bis gar nicht. Bei anderen ist es wiederum genau umgekehrt. Tiere, von denen man dies nicht ausgeprägt erwartet, mutieren zu lebenden Baggern. Also erst einmal abwarten, welches Tier eine entsprechende Neigung zeigt. Es ist eindeutig vergebene Liebesmüh, eine VS auf 30-40cm oder mehr hoch aufgefüllten Bodengrund zu halten, den sie nicht anrührt. In der Regel haben Haplotanks auch eine zu geringe Grundfläche für Tiere, die sich nicht ausschließlich unterirdisch aufhalten. Da Tanks häufig Maßanfertigungen sind, rate ich dies bei einer Bestellung zur Anfertigung entsprechend der Länge und Breite (min. 30x30cm) zu berücksichtigen.

Hier ein wertvoller Link aus der Zeitschrift “Arachne” zum Thema:

http://www.dearge.de/arachne/doc/2002_11_7.pdf

Als Beispiel für nicht erfüllte Erwartungen kann ich meine bisher über lange Zeit gehaltenen drei B. smithi nennen. Diese Tiere gingen bei mir nie unter die Erde, obwohl man dies der Art allgemein nachsagt. Manches dieser Tiere benutzte selbst die vorgegrabene Wohnhöhle eher selten oder nur zur Häutung, ohne diese aber vorher – wie anzunehmen gewesen wäre – zu erweitern. Die Tiere erhielt ich allerdings schon im subadulten Stadium. Somit ist bei mir die Art B. smithi die zeigefreudigste aller bisher gehaltenen VS. Vor einigen Monaten legte ich mir noch zwei weitere B. smithi Spiderlinge zu.

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Entsprechend ihrem Ruf wühlen diese wiederum wie die Wilden in ihren Aufzuchtdosen und graben lustig Gänge. Man sagt aber Spiderlingen im allgemeinem nach, dass sie insbesondere starke Grabtätigkeiten entwickeln, die später im subadulten Stadium wieder nachlassen. Junge Mini-Vogelspinnen, welche erst noch kleiner sind als die bei uns vorkommenden Arten und auf Cent-Stücken Samba tanzen könnten, stehen in der Nahrungskette ganz unten. Hier macht es als kluger Spiderling natürlich besonderen Sinn, möglichst tief abzutauchen. Ich kenne allerdings viele B. smithi-Halter, deren Tiere ebenso im subadulten oder adulten Stadium ausgiebig graben. Also, alles kann – nichts muss!